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„Baut euch ein Netzwerk auf“

Zusammen ist man stärker. Das ist der Grundgedanke der Wirtschaftsjunioren. In dem Verband schließen sich junge Unternehmer und Führungskräfte zusammen. Lokale Gruppen gibt es in ganz Deutschland.

Maxi Uellendahl, Vorstandsvorsitzende der Kölner Wirtschaftsjunioren, erzählt im Interview, wie die Mitglieder sich nicht nur gegenseitig unterstützen, sondern auch andere – und warum das auch für Gründer interessant ist.

Frau Uellendahl, wenn man sich selbstständig macht, fehlt einem vor allem eins: Zeit. Warum lohnt es sich trotzdem, sich bei den Wirtschaftsjunioren zu engagieren?

Ach, da gibt es viele Gründe. Einer ist natürlich: Man trifft Gleichgesinnte – Unternehmer und Führungskräfte, also Menschen, die beruflich ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Und egal, vor welchem Problem man steht, man findet immer jemanden, der einen unterstützen oder mit dem man sich austauschen kann. Bei uns investiert man nicht nur, man bekommt auch sehr viel zurück.  

Wie kamen Sie selbst zu den Wirtschaftsjunioren?

Ich habe den Verband vor drei Jahren kennengelernt. Da war ich schon seit fast zehn Jahren als Fotografin selbstständig, aber bis dahin vor allem im Kulturbereich, wo ich auch viel ehrenamtlich gemacht habe. Na ja, und dann lernte ich Menschen kennen, die sich bei den Wirtschaftsjunioren engagieren und dachte: Das wäre doch vielleicht auch was für mich.  

Was gefiel Ihnen besonders?

Dass es kein Visitenkartenverein ist. Die Leute, die bei uns mitmachen, wollen sich wirklich engagieren, und die wollen auch wirklich was geben. Daraus entstehen dann sehr wertvolle Kontakte, auch ganz nachhaltige Kontakte, die sich auf andere Weise nicht so schnell ergeben.  

Wie oft sehen Sie sich?

Wir treffen uns einmal im Monat zum Stammtisch, und es gibt einmal im Monat eine Arbeitskreissitzung, wo wir an Projekten arbeiten.  

Das ist dann der anstrengende Teil der Verbandsarbeit?

Das würde ich gar nicht sagen. Wir nutzen die Sitzungen dazu, neue Unternehmen kennenzulernen. Das heißt, wir sind jeden Monat bei anderen Firmen zu Gast, hören Vorträge oder lassen uns das Unternehmen zeigen. Das ist immer interessant. Man bekommt neue Impulse, und man lernt viele Menschen kennen.  

Erzählen Sie ein bisschen von den Projekten, die Sie in den Arbeitskreisen planen. 

Da gibt es sehr viele. Wir haben Arbeitskreise zu ganz unterschiedlichen Themen. Schule und Wirtschaft, Soziales, Unternehmertum, Veranstaltungen oder Wirtschaftspolitik. Und jeder Arbeitskreis hat sein eigenes Leuchtturmprojekt.  

Haben Sie ein paar Beispiele?

Im Arbeitskreis Unternehmertum ist das große Projekt zum Beispiel der Gründerpreis, den wir einmal im Jahr vergeben. Im Arbeitskreis Schule und Wirtschaft machen wir das ganze Jahr über Bewerbungstrainings für Jugendliche. Oder im Arbeitskreis Soziales gibt es ein Projekt, das sich „WJK schafft“ nennt. Da nehmen wir uns ein Wochenende frei, suchen Sponsoren und verschönern eine Kita – also wir graben den Garten um oder streichen die Wände. Und das alles steht unter einem Jahresmotto.  

Welches ist das gerade?

Im letzten Jahr war es „Unternehmen Vielfalt“. In diesem Jahr ist es die nachhaltige Unternehmensführung. Wir versuchen uns nicht nur durch Projekte, sondern auch darüber hinaus mit Themen zu beschäftigen, die uns alle angehen – und wo man sich einen Austausch wünscht,  auch mit anderen Unternehmen, um daran zu wachsen. 

Darum geht es ja auch bei den Ämtern im Verband. Es gibt bei Ihnen das Prinzip „One year to lead“. Nach einem Jahr gibt man die Ämter wieder ab. Sie sind jetzt erst seit drei Wochen Vorstandsvorsitzende der Kölner Wirtschaftsjunioren. Was haben Sie in der kurzen Zeit schon gelernt?

Die Lernkurve ist ziemlich steil. Die Situation ist für mich aber auch nicht ganz neu. Ich bin im Oktober gewählt worden, davor war ich schon im Vorstand, ich wusste also, was mich erwartet. Aber als wir uns beim Vorstandswochenende im Dezember Gedanken über die Pläne fürs nächste Jahr gemacht haben, sah ich schon, dass der Katalog mit den Aufgaben ziemlich lang ist. Und da lernt man sehr schnell, dass man sich anders organisieren muss als bisher.  

Was haben Sie verändert?

Ich arbeite nicht mehr einfach nur Einträge in einer Todo-Liste ab und streiche die Punkte dann weg, sondern ich bemühe mich, Entwicklungen zu verfolgen, noch mal nachzuhaken, Impulse zu geben. Man muss sehr vieles gleichzeitig im Blick behalten. Das ist schon eine neue Erfahrung. Allerdings muss ich auch dazusagen: Man ist mit der Aufgabe nicht allein.  

Wer hilft Ihnen?

Zum einen der Vorstand als Team, und dann gibt es den sogenannten Intermediate Past President. Das ist meine Vorgängerin, Dr. Caro Pasamonik, die weiterhin Mitglied im Vorstand ist und die mich berät, wenn ich Fragen habe. 

Sie sind zwar als Verbandspräsidentin gerade erst im Amt, aber als Unternehmerin ja schon recht erfahren. Wenn Sie Gründern heute einen Rat geben sollten, welcher wäre das?

Das wäre vor allem zwei Ratschläge: Zum einen: Baut euch ein Netzwerk aus Gleichgesinnten, Partnern oder Stakeholdern auf. Das ist ungemein wichtig.

Und zum anderen: Habt Ausdauer, und macht euch klar: Es geht nicht immer nur nach oben, sondern manchmal hoch und dann wieder runter. Darauf muss man sich einstellen. Das ist einfach so. Davon darf man sich nicht entmutigen lassen.  

Autor

Benjamin O’Daniel ist Redaktionsleiter von Existenzgründer & Jungunternehmer. Sie haben ein Thema, das Sie interessiert? Dann schreiben Sie uns eine Mail.