Gründung

„Die ersten Jahre der Selbständigkeit sind auch die schwierigsten“

Vom Businessplan über Bankgespräche bis zum Marketing: Gründerberater können Existenzgründern in vielen Punkten helfen. Allerdings werden die Fördermittel für Beratungen gekürzt. Deswegen sollten Gründer jetzt handeln, erklärt Marco Zill in diesem Interview.

Herr Zill, warum wird es immer schwieriger, sein eigener Chef zu werden? Und warum scheitern so viele Existenzgründer?

Zill: In den letzten Jahren haben Gesetzesänderungen Gründern zunehmend erschwert sich selbständig zu machen. Staatliche Förderungen waren in der Vergangenheit für viele Existenzgründer ausschlaggebend für deren Erfolg in der Selbständigkeit. Viele staatliche Zuschüsse wurden aber drastisch gekürzt, wie der Gründungszuschuss, oder sind sogar ganz weggefallen. Jetzt wird zum Jahresende wieder ein extrem wichtiges Förderprogramm zusammengestrichen, und zwar das Gründercoaching Deutschland, das Gründungen aus der Arbeitslosigkeit bisher mit 90 Prozent fördert.

Was sind die Vorteile des Programms Gründercoaching Deutschland?

Mit dem Gründercoaching Deutschland können sich Existenzgründer in den ersten fünf Jahren ihrer Selbständigkeit bis zu 4.500 EUR staatliche Zuschüsse zu fachkundiger Beratung sichern.

Das ist viel Geld. Wobei können sich Gründer denn coachen lassen?

Das kommt ganz auf die Bedürfnisse des Gründers selbst an. Die Gelder können dazu verwendet werden das eigene Unternehmenskonzept zu optimieren z.B. um eine echte Marktnische zu finden und zu besetzen, einen echten Wettbewerbsvorteil herauszukristallisieren und so von der Konkurrenz Kunden abzuziehen oder auch um die perfekte Zielgruppe für das eigene Unternehmen zu definieren. Das gilt besonders für Gründer in Großstädten, in denen die Konkurrenz stärker ist – etwa bei einer Existenzgründung in Köln.

Wie hilft ein Gründercoach hierbei?

Mit einem Existenzgründerberater werden aussagekräftige Marktanalysen erstellt und Vertriebskonzepte erarbeitet, die für den Zielmarkt individuell abgestimmt sind. Es können Marketing- und Kundengewinnungsstrategien entworfen und gemeinsam umgesetzt werden. Strategien für eine zielführende Gesprächsführung im Verkaufsgespräch oder bei der Telefonakquise werden mit dem Coach ausgearbeitet und geübt. Für die meisten Gründer ist auch ein eigener Webauftritt und ein Online-Marketingkonzept unumgänglich – ein Gründer, der in diesem Bereich unerfahren ist, sollte sich einen Coach suchen, der hier die nötige Erfahrung im Onlinemarketing mitbringt und so einen echten Mehrwert für den Gründer bringt.

Ein erfahrener Gründercoach weiß genau worauf es in den ersten Jahren der Selbständigkeit ankommt und wie ein Gründer einen gelungen Unternehmensstart hinlegen und „gesund“ weiter wachsen kann. Auch hat ein Gründercoach die nötige Praxiserfahrung, um ein funktionierendes Konzept mit dem Gründer zusammen zu entwerfen. Er kann Schwachstellen des Unternehmenskonzeptes identifizieren und auf Probleme und Hürden aufmerksam machen. Das ermöglicht dem Gründer proaktiv zu handeln, damit er nicht durch die erfahrene bzw. etablierte Konkurrenz unter die Räder kommt.

Viele Gründer haben Probleme bei der Kreditbeschaffung. Können Gründerberater auch bei diesem Thema helfen?

Auch Finanzierungsgespräche bei Banken können zusammen mit einem Gründercoach vorbereitet werden. Die Planzahlen vom Businessplan können fortgeschrieben und entsprechend der Erfahrungen der ersten Monate der Selbständigkeit angepasst werden, damit der Gründer immer den Überblick über seine Finanzen hat und nicht unternehmerischen Blindflug betreibt.

Was bedeutet „fachkundiges Coaching“ für den Gründer?

Nun, die ersten Jahre der Selbständigkeit sind auch die schwierigsten. Es müssen grundlegende Entscheidungen getroffen und die Weichen für die Zukunft gestellt werden. Viele Gründer sind damit überfordert oder treffen sogar gravierende Fehlentscheidungen, da ihnen die nötige Erfahrung als Unternehmer noch fehlt. Mit dem Gründercoaching Deutschland können sich Unternehmer in der Start- und Wachstumsphase ihrer Firma – also genau in der kritischen Phase nach der Gründung – professionelle Beratung mit extrem guten Zuschüssen an Bord holen. Gründern aus der Arbeitslosigkeit wird dies besonders einfach gemacht, da sie lediglich 10 Prozent der Beratungskosten selbst tragen müssen. Das geht nächstes Jahr aber leider nicht mehr.

Das Programm wird abgeschafft. Was empfehlen Sie Existenzgründern?

Auf jeden Fall schnell zu handeln! Anträge für das Gründercoaching Deutschland mit 90 Prozent Förderung können nur noch bis 15.12.2013 gestellt werden. Und vorher muss sich der Gründer noch einen Gründercoach suchen, der wirklich zu ihm und seinem Unternehmen passt sowie die Inhalte für das Coachingprogramm gemeinsam definieren. Das kostet Zeit.

Sollte ein Gründer also einfach den nächstbesten Coach engagieren?

Nein. Ein guter Coach wird dem Gründer erstmal ein erstes kostenloses Beratungsgespräch anbieten, damit beide Seiten prüfen können, ob die „Chemie“ stimmt und der Gründercoach wirklich für die individuellen Herausforderungen des Gründers eine Lösung hat. Hierbei geht es nicht darum die Fördermittel noch „mitzunehmen“, sondern einen echten Nutzen als Gründer zu erhalten und das eigene Unternehmen auf Erfolgskurs zu bringen.

Vielen Dank für das Interview!

Autor

Angefangen hat alles mit unserem eigenen Sprung in die Selbstständigkeit. Das war 2008. Im Internet fanden wir nur Seiten in "Amtsdeutsch". Wir gehen einen anderen Weg. Wir wollen verständliche und praxisnahe Tipps geben. Unser Credo: Jeder Mensch kann ein Unternehmen gründen!