Es gibt in Deutschland eine ganze Reihe von Businessplan-Wettbewerben. Den Wettbewerb start2grow gibt es schon seit 2001, in diesen Tagen läuft er wieder in die heiße Phase. Ein guter Grund, um ein Interview mit Wettbewerbsleiterin Sylvia Tiews zu führen.
Die Zahl der Existenzgründer sinkt. Das Magazin Impulse titelte bereits „Deutschland – ein Land der Gründungsmuffel“. Wie kann das Gründungsklima in Deutschland gefördert werden?
Die EU ist zu dieser Thematik der Meinung, Gründungsthemen sollten bereits in Schulen bearbeitet werden. Das könnte auch meiner Meinung nach eine Möglichkeit sein, unternehmerisches Denken und Handeln zu fördern. Wer frühzeitig lernt, sich zu motivieren, sich für Ideen ein zusetzen, Entscheidungen zu treffen und Menschen zu begeistern, anzuleiten und auszubilden, der wird ggfs. auch eher den Weg in die Selbstständigkeit wählen. Ein anderer Aspekt der Europäischen Union ist der internationale Austausch. Auch hier sehe ich Möglichkeiten – gerade im technologischen Gründungsbereich können Erfahrungen auf internationalem Parkett hilfreich sein und zur Gründung ermutigen. Wichtigster Punkt ist aber wohl, Programme zur finanziellen Förderung von Gründerinnen und Gründern bereit zu stellen.
Es gibt in Deutschland eine ganze Reihe von Gründerwettbewerben. Was zeichnet start2grow besonders aus?
start2grow ist bereits seit 2001 am Markt und hat bisher 30 Wettbewerbe ausgerichtet. Der Kern von start2grow ist das Netzwerk. Über 600 ehrenamtliche Coaches aus allen Bereichen unterstützen die Gründer bei der Erstellung des Businessplans und der Umsetzung ihrer Idee. Wir können auf eine ganze Menge begleiteter Teams und Teilnehmer zurückschauen. Schließlich haben wir über 825 Unternehmen in die Selbstständigkeit begleitet. Daneben haben wir von start2grow unsere Prozesse zur Durchführung von Businessplanwettbewerben zertifizieren lassen. So gewährleiten wir eine stets sehr hohe Qualität und Professionalität.
„Viele Gründer haben keine Management-Erfahrungen“
Bei Ihrem Wettbewerb steht der Businessplan im Mittelpunkt. Was macht – auf den Punkt gebracht – einen richtig guten Businessplan aus?
Der Businessplan ist so kurz wie möglich so lang wie nötig. Er ist auch für branchenfremde Leser – z.B. Investoren, Partner, Kunden – gut verständlich. Er zeigt die Potentiale und Rendite, die in der Gründung liegen und beschreibt intensiv die Alleinstellungsmerkmale. Hat der Businessplan den Leser gepackt und ihn dazu gebracht, mehr über das Team und die Gründung erfahren zu wollen, dann war der Plan richtig gut.
Die Teilnehmer können auch auf ein Coaching-Netzwerk zugreifen. Wie wichtig ist solch eine professionelle Beratung in der Businessplan-Phase und wo gibt es besonderen Beratungsbedarf?
Den Businessplan anhand eines Lehrbuchs zu schreiben ist sicher möglich. Allerdings wird es einfacher und klarer wenn man jemanden an seiner Seite hat, der bereits andere Gründer begleitet hat, der schon etwas Erfahrung in einer Branche hat und der immer wieder auch die Schwächen aufzeigt um die Autoren zur Höchstleistung zu bringen. Allein sieht man oft die Zusammenhänge nicht, verstrickt sich in Details und vergisst wesentliche Punkte. Besonderen Bedarf haben die Gründerinnen und Gründer immer in den Aspekten des Businessplans, der mit ihrer Ausbildung nichts zu tun hatte. Meist eint die Teilnehmer, dass sie wenig Erfahrung in Marketing und Vertrieb haben, dass sie wenig Managementerfahrung haben und – und das ist das wichtigste – dass sie sich noch nie um einen 5-Jahresplan gekümmert haben. Gerade der letzte Aspekt sollte korrekt bearbeitet sein, dafür sind Fachberater immer hilfreich.
„Fachberater sind zum Beispiel wichtig, um einen 5-Jahresplan zu erarbeiten“
Aus welchen Branchen kommen eigentlich Ihre Teilnehmerinnen und Teilnehmer, und melden sich bei Ihnen vor allem Jungunternehmer oder auch gestandene Geschäftsleute?
Wir sind offen für alle Branchen, fokussieren zusätzlich auf Technologie. Entsprechend sind auch die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer technologieorientiert. Sie dürfen teilnehmen, wenn ihre Gründung nicht vor dem Datum der Auftaktveranstaltung eingetragen wurde. Gestandene Geschäftsleute aus dem Angestelltenverhältnis nehmen durchaus auch oft teil, weil sie sich wünschen, erstmals selbstständig zu arbeiten, Geschäftsführer aus Unternehmen nehmen auch ab und zu teil, weil sie z.B. eine Ausgründung realisieren möchten. Beide Gruppen sind bei uns jederzeit willkommen.
Wenn Sie in die Zukunft blicken: Wo sehen Sie den Wettbewerb in zehn Jahren? Nach 20 Jahren am Markt hat start2grow eine besonders hohe Markenbekanntheit erreicht und steht bundesweit für erfolgreiche Gründungen. Im Jubiläumsjahr 2021 werden Gewinner aus den Bereichen „Ressourcen- und Energieeffizienz“ und „Demographie“ gewinnen. Parallel wir der Sonderpreis „Arbeitnehmerfreundlichkeit“ ausgelobt, denn in der Zukunft bestimmen nicht die Firmen wen sie eingestellt, sondern die Mitarbeiter, für wen sie arbeiten wollen – wer auf diese Herausforderung gut vorbereitet ist, erhält nach Ablauf des Wettbewerbs bereits Anerkennung Zum Buinessplan-Coaching hat sich ein paralleles Programm zur Schulung der persönlichen „soft skills“ entwickelt und bereitet die Unternehmerinnen und Unternehmer von Morgen auf die Personalverantwortung vor. start2grow ist mit seinen starken Partnern in Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft bestens dafür gerüstet.
Vielen Dank für das Interview!
Mehr zum Wettbewerb Start2Grow auch auf unserer Überblicksseite zu Businessplan-Wettbewerben in Deutschland. Weitere Informationen zum Thema Businessplan findet man auf unserer Seite hier.