Elita Wiegand ist Journalistin, Gründerin und Geschäftsführerin des Business-Clubs für Querdenker mit dem Titel „Innovativ-in“. Der Club ist ein bunte, lebendige Community und spricht Unternehmer an, die neue Wege gehen, Marktlücken entdecken oder sich bereits erfolgreich positioniert haben. Wir haben mit Elita Wiegand über professionelles Networking gesprochen.
Viele Existenzgründer tüfteln alleine an ihrer Selbstständigkeit. Sie sagen dagegen: Startups aller Länder, vereinigt euch! Wieso macht es Sinn, als Gründer Netzwerke zu knüpfen?
Elita Wiegand: Wer allein in seinem Kämmerlein hockt und an seiner Selbstständigkeit bastelt, wird auf Dauer nicht weiterkommen. Gründer brauchen Netzwerke, um Business-Kontakte zu knüpfen und auf potenzielle Kunden zu treffen. Networking dient aber auch dazu, den Horizont zu erweitern oder auf eventuelle Kooperationspartner zu stoßen, um das eigene Angebot zu erweitern. Und man wird oft auch fündig, wenn man zum Beispiel selbst einen guten Steuerberater oder einen Rechtsanwalt sucht.
Wer nach guten Networking-Plattformen sucht, der findet zahlreiche Angebote, sowohl online als auch offline, aber auch speziell für Günderinnen. Von Xing-Gruppen bis zu örtlichen IHK-Veranstaltungen kommt eigentlich alles in Frage. Wie finde ich denn ein Netzwerk, das zu mir passt?
Wiegand: Das Angebot an Netzwerken ist inzwischen sehr groß. Um die Vielzahl einzugrenzen, hilft es sich zu informieren. Wie präsentiert sich das Netzwerk, welcher Nutzen und welche Veranstaltungen werden angeboten? Wie hoch sind die Mitgliedsgebühren? Welche Unternehmen sind in dem Netzwerk? Wenn Existenzgründer ihre Erwartungen und individuellen Bedürfnisse kennen, fällt die Suche leichter.
Viele Gründer arbeiten auch an neuen Geschäftsmodellen, an neuen Produkten oder Dienstleistungen. Ist es nicht gefährlich, sein Wissen einfach weiterzugeben?
Wiegand: Oh je, das höre ich oft. Die Frage beinhaltet für mich ein altes Denken von Unternehmern aus dem letzten Jahrhundert. Gegenfrage: Ist es effektiv und erfolgsversprechend sein Wissen für sich zu behalten? Kurzum: Natürlich kann ein neues Produkt oder einer Dienstleistung kopiert werden, aber jeder Gründer hat sicherlich auch eine „Blackbox“ eingebaut, sein Alleinstellungsmerkmal, eine innovative Idee, die jemand anderes nicht so schnell „klauen“ kann.
„Networking bedeutet immer Geben und Nehmen. Das zeigt besonders das Social Web. Ich muss etwas hingeben, um etwas zu bekommen.“
Viele erhoffen sich über Networking auch neue Kundenkontakte oder neue Aufträge. Wenn ich ein neues Netzwerk für mich entdecke, wie sollte ich am besten vorgehen?
Wiegand: Viele Unternehmer versprechen sich schnell neue Kunden oder Aufträge in Netzwerken zu gewinnen. Das halte ich jedoch für illusorisch. Mit dem Austausch und dem Sammeln von Visitenkaten ist es nicht getan. Und ich habe auch etwas gegen Netzwerke, in denen man darauf abzielt, unter einem gewissen Druck, Unternehmen Aufträge zu beschaffen. In unserem Netzwerk empfehlen wir uns aus Überzeugung und ich vermittle auch unseren Business-Club Partnern Aufträge und Kontakte, weil die Zusammenarbeit auf Vertrauen, Qualität und Wertschätzung basiert. Networking bedeutet immer Geben und Nehmen. Das zeigt besonders das Social Media Web. Ich muss etwas hingeben, um etwas zu bekommen. Das heißt, wenn ich mich in das Netzwerk aktiv einbringe, jemanden einem Kunden vermittle, werde ich auch ernten. Wir haben sogar eine interne Facebook-Gruppe für Empfehlungsmarketing, die die Expertin Ekaterina Arlt leitet. Wir machen damit die besten Erfahrungen, weil hier jeder freiwillig Tipps und sein Wissen weitergibt und jeder auch um Unterstützung bitten kann – Geben und Nehmen in Reinkultur.
Wie viel Zeit sollte man Ihrer Meinung nach ins Netzwerken investieren?
Wiegand: Kontakte müssen gepflegt werden. Klar, das kostet Zeit. Es macht aber auch Spaß, wenn man weiß, dass Netzwerke das Business bereichern und sich die Kontakte langfristig auszahlen.
Vielen Dank für das Interview!
Foto: Copyright Elita Wiegand