Das Gründungsklima in Deutschland wird systematisch abgewürgt. Auch die Juli-Zahlen der Arbeitsagentur belegen, dass so gut wie kein Gründer mehr den Gründungszuschuss erhält. Eine neue Förderung muss her.
Im Vergleich zum Vorjahr haben 82 Prozent (!) weniger Existenzgründer den Gründerzuschuss erhalten. So steht es im aktuellen Monatsbericht der Arbeitsagentur (Juli 2012, S.33). Die finanzielle Förderung ist damit so gut wie eingestampft. Die Kürzung trifft unter anderem junge Gründer zwischen 25 und 40 Jahren: Sie haben seltener Kapital zurückgelegt und sind deswegen auf eine staatliche Unterstützung stärker angewiesen. Nur wenige Gründer schaffen es, sich gegen die Arbeitsagentur durchzusetzen (mehr Infos hier).
Geblendet vom Berliner Startup-Hype
Geblendet vom Internet-Startup-Hype in Berlin und anderen Städten wie Hamburg oder Köln wird leider nicht gesehen, dass durch den gekappten Gründerzuschuss flächendeckend Existenzgründungen in ganz Deutschland und in zahlreichen Branchen verhindert werden. Monat für Monat werden Menschen davon abgehalten, ihre Geschäftsideen in die Tat umzusetzen. Dabei schaffen Existenzgründer nachweislich Arbeitsplätze. Außerdem unterstützen sie mit ihren Gewerbesteuern die Kommunen. Wir sägen an dem Ast, auf dem wir sitzen. Wir schwächen die Substanz der Wirtschaft in unserem Land. Ähnlich wie der Mittelstand haben Existenzgründer leider keine starke Lobby – im Gegensatz zu Banken, die pleite gehen und selbstredend gerettet werden.
Ein komplett neuer Gründungszuschuss muss her
Sollte das Rad der Zeit jetzt wieder zurückgedreht werden – und der alte Gründerzuschuss wieder eingesetzt werden? Nein! Wir plädieren für einen komplett neuen Gründungszuschuss: Nicht nur Arbeitslose sollen die Förderung bekommen, sondern jeder, der sich in Deutschland selbstständig machen will – egal ob man arbeitslos, Student, Hausfrau oder Angestellter ist. Die Bewilligung sollte sich ausschließlich an der Qualität der Gründungsidee bemessen. Darüber sollten Experten für Existenzgründungen entscheiden wie zum Beispiel unabhängige Gründerberater. Und nicht mehr Experten für Arbeitslosigkeit wie bisher.
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[…] “Der Gründungszuschuss ist tot – eine neue Förderung muss her” […]
[…] Es ist ein pragmatischer Ansatz. Besser man hat einen “Brotjob”, mit dem man seine Fixkosten deckt als einen hohen Kredit aufzunehmen. So hat man eine Existenzabsicherung, falls es mit der Geschäftsidee nicht sofort klappt. Von staatlicher Seite gibt es außerdem so gut wie keine finanzielle Unterstützung mehr, seitdem der Gründerzuschuss praktisch eingestampft wurde. […]