Stefan Merath, 48, ist seit über 15 Jahren Unternehmer aus Leidenschaft. Er schrieb den Bestseller „Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer“ und wurde 2009 mit dem Strategiepreis ausgezeichnet. In seinem aktuellen Seminar „Unternehmerstars“ tun die Teilnehmer nicht nur sich etwas Gutes: Für jede Neuanmeldung wird ein Jungunternehmer mit einem Gratisticket gesponsert. Ein Anlass für uns, mit Stefan Merath über Jungunternehmer zu sprechen.
Deutschland geht es dem Anschein nach hervorragend: Die Arbeitslosenrate ist niedrig, Fachkräfte werden gesucht, Akademiker sind Mangelware. Warum braucht Deutschland denn überhaupt junge Unternehmer?
Stefan Merath: Sachlich-statistisch: Weil es eine klare Korrelation zwischen Unternehmerfreundlichkeit eines Landes und dem jeweiligen Wohlstand gibt. Emotional-kulturell: Weil der Staat ganz offensichtlich abgewirtschaftet hat und Unternehmer als selbstverantwortliche Menschen frischen Wind ins Land bringen. Zukunfts-orientiert: Wir stehen vor einer Vielzahl von Herausforderungen und die meisten werden nur durch eine Vielzahl kleiner, agiler Einheiten, also Neugründungen, gelöst werden können.
Wenn unsere Vorfahren zuerst an die Gefahr gedacht hätten, wären wir dann von den Bäumen runter?
Können junge Menschen zwischen 18 und 25 überhaupt ein Unternehmen gründen? Oder ist das nicht viel zu gefährlich für jemanden ohne Erfahrung?
Merath: Klingt für mich nach einer Beamtenfrage 😉 Ich will mit einer Gegenfrage antworten: Wenn unsere Vorfahren zuerst an die Gefahr gedacht hätten, wären wir dann von den Bäumen runter? Gibt es am Boden überhaupt Bananen? Und überhaupt, die Löwen!
Ernster: Die Erfahrung macht man, indem man sich auf den Boden begibt, nicht indem man auf dem Baum theoretisiert und plant. Natürlich schadet eine gewisse Absicherung nichts: Man gründet eben zu Beginn eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung, also eine UG, und bürgt für nichts Weiteres. Klappt es, ist’s gut. Klappt es nicht, ist das Stammkapital (also die Ausbildungskosten) weg, dafür ist man um eine Erfahrung reicher und gründet ein zweites Mal.
Unternehmer sind überhaupt nicht gut miteinander vernetzt.
Wie ist Ihr Eindruck: Sind Jungunternehmer und „Alt“-Unternehmer eigentlich gut vernetzt in Deutschland? Oder sind das zwei Generationen, die nichts miteinander zu tun haben?
Merath: Unternehmer sind überhaupt nicht gut miteinander vernetzt. Viele fühlen sich wie Captain Kirk allein in den unendlichen Weiten des Weltraums mit ihrem Schiff und ihrer Crew. Die meisten Netzwerke kann man leider auch in der Pfeife rauchen: Entweder sind da 90 Prozent erfolglose Berater oder Freiberufler unterwegs, die Unternehmern was verkaufen wollen, oder es werden nur Visitenkarten getauscht bzw. es findet ein Schaulaufen statt. Oder es ist verbandsähnlich, bürokratisch sterbenslangweilig und furztrocken. Ein echter Austausch auf Augenhöhe, bei dem man auch über Probleme offen reden kann, ist eher selten.
Welche Eigenschaften braucht man als Jungunternehmer, um heutzutage richtig durchzustarten?
Merath: Eigenschaften? Schwere Frage! Dazu sind und waren Unternehmer aller Zeiten zu unterschiedlich. Da gibt es den Rampensau-Rebellen und den Stille-Kämmerlein-Erfinder, den Menschenfreund und den Hardseller. Was man sicher braucht, ist erstens Durchhaltevermögen: das Wissen, dass der Kopf härter ist als die Wand. Und zweitens die Lust, permanent an sich selbst zu arbeiten und zu lernen: Erstens wurde niemandem das Unternehmertum in die Wiege gelegt und zweitens haben wir es auch an Schule oder Uni nicht gelernt.
Der liebste Fahrlehrer wäre mir Michael Schumacher 🙂
Sie fördern im Rahmen Ihres Seminars „Unternehmerstars“ ja Jungunternehmer. Was möchten Sie dem Nachwuchs mit auf den Weg geben?
Merath: Das lässt sich kaum in einem Satz beantworten. Ich hab es ja mal in meinem Buch „Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer“, mittlerweile das Standardwerk für Kleinunternehmer, versucht und da sind 460 Seiten geworden 😉 Was ich mit meinen Seminaren erreichen möchte ist, dass Jungunternehmer früh Kontakt zu echten Erfolgsunternehmern bekommen und somit das praxiserprobte Wissen von den Besten erhalten.
Ein Referent ist jetzt zum dritten Mal bester Arbeitgeber Deutschlands, ein anderer Kundenchampion, ich selbst habe den Strategiepreis erhalten. Es ist doch meistens so: Als Gründer und Jungunternehmer wird man in der Regel mit Beratern (natürlich gibt es einzelne Ausnahmen) konfrontiert, die selbst noch nie ein Unternehmen gegründet haben – wie wollen die dann wissen, auf was es ankommt? Ich lerne doch auch nicht bei einem Fahrlehrer, der nur theoretisch weiß, wie das mit dem Auto und dem Straßenverkehr funktioniert… Im Gegenteil, der liebste Fahrlehrer wäre mir Michael Schumacher 🙂
Zum Schluss eine persönliche Frage: Wann sind Sie eigentlich zum Unternehmer geworden?
Merath: 1997. Aber mit der Zahl werden die Leser nicht so viel anfangen können 😉 Warum ich Unternehmer geworden bin? Ich war zuvor wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni. Dort arbeitete ich in einem Drittmittelprojekt, das von einem Bundesinstitut bezahlt wurde. Ich musste über 2 Jahre hinweg eine statistische Untersuchung machen. Bei der Einstellung wurde mir gesagt: „Finden Sie heraus, dass xy so und so ist“. Also nicht OB, sondern DASS. Das Ergebnis stand also von Beginn an fest und ich hatte die Statistik eben so hinzubiegen. Das waren die mit Abstand sinnfreiesten Jahre meines Lebens. Danach war klar: Als Angestellter zu arbeiten, kann kein Lebensentwurf für mich sein. Und das ist für mich auch heute noch ein Schlüssel: Unternehmersein ist eine Lebensform. Und zwar mit den Worten unseres Unternehmerstars Stephan Ziegler: „Unternehmersein ist die geilste Lebensform überhaupt!“
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