Gründung

Businessplan 2012: „Mit einem guten Businessplan hat man bei der Arbeitsagentur die besseren Argumente“

In unserer neuen Blog-Serie wollen wir das Thema Businessplan näher beleuchten. Im ersten Teil unserer Serie haben wir mit Unternehmensberaterin Jadranka Lux darüber gesprochen, wie man mit einem guten Businessplan die Chancen erhöht, den Gründerzuschuss zu erhalten.

Wie wichtig ist der Businessplan für die Beantragung des Gründerzuschusses?

Jadranka Lux: Der Businessplan ist die formale Basis dafür, dass Sie Fördermittel wie den Gründerzuschuss beantragen können. Aber ein Businessplan ist mehr als das: Man entwickelt ja nicht nur seine Unternehmensstrategie und Finanzplanung, sondern man fragt sich auch, warum man sich eigentlich selbstständig macht. Wer seine Motive kennt, hat später mehr Kraft, bessere Argumente und ist authentischer in seiner Kommunikation, um für den Gründerzuschuss zu kämpfen. Außerdem muss man Fördermittelgeber nicht nur von seiner Idee, sondern auch von seiner Person überzeugen.

Es gibt viele Vorlagen im Netz für Businesspläne. Was halten Sie davon?

Jadranka Lux: Ich halte einen individuellen Businessplan für noch wichtiger als bisher. Man muss der Arbeitsagentur, aber auch Kreditgebern wie der KfW-Bank plausibel erklären, warum man eine Förderung bekommen möchte. Wenn ich nur ein paar Floskel-Bausteine aneinanderreihe, breche ich bei der ersten Nachfrage zusammen. Aber auch unabhängig vom Gründerzuschuss macht es Sinn, die eigene Existenzgründung kritisch unter die Lupe zu nehmen und dann intensiv vorzubereiten.

Viele Gründer haben uns erzählt, dass sie von der Arbeitsagentur abgeblockt werden, wenn sie den Gründerzuschuss beantragen wollen. Woher kommt das?

Jadranka Lux: Ich gehe davon aus, dass die Arbeitsagenturen aktiv nach Ablehnungsgründen suchen, um die vorgegebenen Sparziele zu erreichen. Immerhin wurde das Gründerzuschuss-Budget um 74 Prozent gekürzt. Die Arbeitsagenturen können also gar nicht allen Gründern einen Zuschuss geben. Aber 74 Prozent heißt auch: Jeder Vierte bekommt den Zuschuss! Es ist also nicht unmöglich. Gründer sollten nicht gleich aufgeben.

Wie sollten Existenzgründer mit der Arbeitsagentur kommunizieren?

Jadranka Lux: Existenzgründer müssen sich sehr gut auf das Gespräch vorbereiten. Sie sollten nur die Fragen beantworten, die sie auch gestellt bekommen. Wer vor seinem zuständigen Betreuer in einen Redeschwall gerät, der befindet sich schnell in der Falle. Der Betreuer stellt dann gezielte Fragen und drückt einen so an die Wand.

Wie kann ich mit einem guten Businessplan die Chance erhöhen, den Gründerzuschuss zu erhalten?

Jadranka Lux: Weisen Sie zunächst auf eine Vielzahl Ihrer erfolglosen Bewerbungen um eine feste Arbeitsstelle hin. Stellen Sie anschließend unter Beweis, dass Sie sich nur mit der Förderung selbstständig machen können. Im Gründungskonzept sollte man idealerweise erste Aufträge nachweisen, um zu zeigen, dass man in absehbarer Zeit davon leben kann. Auf der anderen Seite dürfen die potenziellen Einnahmen nicht zu hoch sein, weil die Arbeitsagentur sonst zu dem Schluss kommen kann, dass Sie keine Förderung benötigen.

Und wenn ich trotzdem abgelehnt werde? 

Jadranka Lux: Dann achten Sie zunächst darauf, dass die Ablehnung nicht mündlich erfolgt, sondern schriftlich und ausführlich begründet wird. So hat man als Gründer wenigstens etwas in der Hand. Mit dem Schreiben kann man einen Rechtsanwalt konsultieren, um die Erfolgschancen einer Klage zu besprechen.

Spielt der Zeitpunkt eine Rolle, wann ich mit meinem Businessplan zur Arbeitsagentur gehe?

Jadranka Lux: Meines Erachtens ist das ein wichtiger Punkt. Denn wenn das Budget ausgegeben ist und die Kassen leer sind, werden alle Anträge abgelehnt – unabhängig  von der Tragfähigkeit des Businessplans. Sollte sich der zuständige Sachbearbeiter als Freund und Helfer erweisen, gibt er Ihnen vielleicht einen Tipp, wann es Sinn macht, den Antrag erneut zu stellen. Gleiches gilt für erfahrene Gründungsberater.

Vielen Dank für das Interview!

Jadranka Lux leitet die Unternehmensberatung Luxkom in Sundern. Sie berät Existenzgründer, aber auch bereits länger bestehende Unternehmen. Wir arbeiten mit ihr zusammen bei Fragen rund um Businessplan und Gründercoaching.

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Foto: Copyright Jadranka Lux

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