Heute hat wieder das Telefon geklingelt. Eine Gründerin war am Apparat. Nennen wir sie Anne. Mit eiligen Worten erklärt sie ihre Situation. Fünf Minuten Gespräch – ein ganzes Berufsleben. Jetzt liegt die Riesenchance vor ihr. Sie will sich selbstständig machen. Und weil ihre Situation so typisch ist für tausende Existenzgründerinnen und Existenzgründer in Deutschland, schreiben wir über sie – ohne Anne beim wirklichen Namen zu nennen.
Seit Jahren arbeitet Anne in verschiedenen Cafés. Vom der Küche übers Kellnern bis zum Laden putzen – sie kennt den Job. Jetzt will ihr Chef den Laden abgeben, aus persönlichen Gründen, wie er sagt. Er bietet Anne an, das Café zu übernehmen. Für 20.000 Euro kann sie ihm das gesamte Inventar abkaufen. Aber sie hat keine 20.000 Euro.
„Wie komme ich an einen Kredite und Darlehen?“, fragt sie am Telefon. „Mein Chef will das Café möglichst schnell abgeben. Ich brauche das Geld dringend.“
Fast alle Existenzgründer haben es eilig. Sie sehen eine Chance – und sie wollen diese Chance ergreifen. Ob es nun ein Café ist oder eine ganz andere Geschäftsidee. Das ist das Besondere an Existenzgründern: Während unzählige Menschen passiv in ihrer Situation verharren, packen sie es an. Sie besitzen Mut, ein Risiko einzugehen.
Das Problem beginnt, wenn der Mut in Waghalsigkeit abgleitet.
Wenn aus Begeisterung Verblendung wird.
Am Telefon merkt man das meistens daran, wie ein Gründer auf Kritik reagiert. Ein paar kritische Fragen sind zum Beispiel:
- Ist die Café-Einrichtung wirklich 20.000 Euro wert?
- Wenn der Chef es eilig hat, stimmt dann etwas nicht mit dem Betrieb? Macht das Café also vielleicht zu wenig Umsatz, ist der Standort schlecht, gibt es bauliche Probleme?
- Wenn Anne bereit ist, 20.000 Euro in die Hand zu nehmen, warum eröffnet sie nicht ein komplett neues Café?
Viele Gründer blenden solche Fragen aus. Sie spüren zwar unterbewusst, dass es wichtige Fragen sind. Aber sie wollen es nicht hören. Sie denken: „Da will mir jemand die Selbstständigkeit ausreden.“ Sie denken: „Noch so einer, der nur meckert anstatt mich zu unterstützen.“
Das Gegenteil ist der Fall.
Anne hat wie so viele Gründer einen Tunnelblick. Aus der angeblichen Dringlichkeit heraus vergisst sie kritisch nachzufragen und kühl durchzukalkulieren. Sie vertraut ihrem Chef. Aber wenn sie das Café übernommen hat, wird sie ihren Chef nie wieder sehen. Dann steht Anne alleine in der Verantwortung.
Es gibt viele Statistiken zum Thema Existenzgründung. Ein Fakt ist: Ein Drittel aller Gründungen scheitern. Und meistens, weil die Gründer schlecht geplant haben.
Wir führen keine Gründerberatung durch – dafür sind erfahrene Existenzgründerberater da, an die wir solche Anfragen weiterleiten. Gründerberater haben jahrelange Erfahrung in zahlreichen Branchen. Sie kennen den Markt, sie kennen die klassischen Startprobleme. Sie unterstützen die Gründer, indem sie ihnen bei der Planung helfen. Gründerberater stellen kritische Fragen. Aber sie zeigen zugleich Lösungswege.
Niemand bekommt „einfach so“ 20.000 Euro Gründerkredit. Dafür braucht man einen richtigen Businessplan. Einen Businessplan, der von der Geschäftsidee über Marktanalyse bis zum Marketing reicht. Das Geld ist nicht der Anfang. Erst am Ende der Planung weiß der Gründer, wie viel Geld er wirklich benötigt.
Jeder Gründer muss sich kritischen Fragen stellen. Das ist anstrengend. Und es bedeutet viel Arbeit. Dafür braucht man Durchhaltevermögen. Der Mut und die Begeisterung sind die Basis dafür, dass man am Ball bleibt. Eine Existenzgründung ist kein 100-Meter-Sprint, sondern ein Marathon. Wer das begreift, legt den Grundstein für eine erfolgreiche Selbstständigkeit.